Liaisons 3 | Sommer 2010
TITEL: Komm Du mal in mein Alter, Opi!
And you say: »My children weren’t the same«,»My children’s children, they’re the ones to blame«. And you say: »In my day we were better behaved«. But it’s not your day no more.
… heißt es in einem Text der schottischen Sängerin Amy MacDonald. Irgendwie ist das, was man da hören kann, ganz schön direkt. Und ein bisschen frech. Denn die Ordnung ist ganz klar: Einer älteren Generation geht man mit Respekt entgegen. Da wird nicht einfach gedutzt. Oder Popmusik zum Sonntagsessen gespielt. Da hört man zu. Und schluckt die eigene Meinung auch mal runter. Mit etwas Braten und vielleicht ein bisschen Kartoffelpüree rutscht die doch auch fast wie von allein.Oder? Wenn dem Älteren immer Anstand entgegengebracht wird, wieso ist es dann ein Trend unserer Zeit, dass uns Lebenserfahrung nicht mehr anzusehen sein darf? Durch den Jugendwahn, der heutzutage weder Ausnahme noch lückenhaft an Präsenz ist, steigt der Druck auf jeden Einzelnen.
Sei immer fit, immer stark, immer 25! Und wo leben die 25-Jährigen überhaupt? Jeder, der durch die ländlichen Regionen neuer Bundesländer fährt oder die viel diskutierte Frage des demografischen Wandels kennt, hat sich das schon einmal gefragt. Wie sehen Regionen aus, die nach und nach ihre Jugend verlieren? Und verlassen wirklich ganze Generationen ihre Heimat, um an einem besseren Ort neu anzufangen?Was tun Generationen denn, damit sie im Austausch leben – damit sie nicht nur aufeinandertreffen, sondern sich begegnen, damit sie sich anregen, statt die Konflikte hin und her zu schieben? Können wir von der anderen Generation lernen?Ist es so vielleicht gar nicht mehr nötig, dass wir unsere Meinung runterschlucken?
Und finden wir Amy MacDonald dann noch immer frech?
Mit dabei: Die ewige Suche nach der ewigen Jugend – Generationentheater: Kittelschürze trifft Schulhofrhethorik – Demografischer Wandel: Das war der wilde Osten
ECHOLOG: Im Land der tausend Teiche
Sagen, Seen, Sorben, Saurier. Um dieser mystischen Mischung auf den Grund zu gehen, musste sich ELMAR SCHENKEL diesmal nicht mal ins Flugzeug setzen. Eine Zugfahrt in die OBERLAUSITZ reichte aus, um in Bahnhofspoetik und Gedanken über Wölfe, Menschen und Spiegelungen zu verfallen.
Schenkels Reisen gibt es in jeder Liaisons.
ECHOLOG: Melange in Afrika
Eine zwölfte Klasse aus Wien reiste für mehrere Wochen zum Rollentausch nach Südafrika: Schüler wurden zu Lehrern in einem aufstrebenden Schulprojekt mitten im schwarzen Township in der Nähe von Johannesburg. Und mussten feststellen: Kontinentübergreifendes Lernen basiert auf Gegenseitigkeit. LILLY MAIER war dabei.
ECHOLOG: Zwischen den Welten
Uruguay wurde einst die »Schweiz Südamerikas« genannt, die Fußballmannschaft des kleinen Landes wurde Mitte des letzten Jahrhunderts sogar zweimal Weltmeister – doch dieser Ruhm ist längst verblichen. Stattdessen kämpft das Land nun gegen Verschuldung, Finanzkrisen und Hunger. Die SOS-Kinderdörfer nehmen in diesem Kampf eine wichtige Rolle ein. Das erste wurde bereits 1965 eröffnet, als erstes Lateinamerikas.
FINALOG: Generationen-Roadkill
Die Trendamphibie Axolotl war mit Sicherheit das am häufigsten erwähnte Froschtier in den Feuilletons der letzten Monate. Dabei setzt der Rummel um Helene Hegemann und ihr Abschreibbuch nur einen Trend der Literaturszene fort, der sich beinahe jedes Jahr zeigt.
UND AUSSERDEM
- In jeder Liaisons gibt es ein schönes Rätsel, dass Sie jedes Mal in ein anderes Land entführt
- Der Schmierzettel gibt Ihnen einen Überblick über die Veröffentlichungen des Halbjahres aus den Bereichen Hörbuch, Film, Bühne, Musik und Hörfunk
- In den Holzmedien finden Sie ausführliche Bücherrezensionen mit dem Liaisons-Bewertungssystem
- Als kleines Sahnehäubchen: Der Lesedialog mit einem Auszug aus einem aktuellen Buch